Wer seid ihr?
Ich bin Sava. Meine Eltern sind Mitte der 60-iger Jahre aus Griechenland eingewandert. Gott gab es für uns Ghettokinder aus Darmstadt-Kranichstein alle irgendwie. Jesus allerdings war ein schwieriges Thema. Je nachdem woher unsere Eltern kamen, hatte jeder von uns eine völlig andere Meinung über ihn. Vor acht Jahren bin ich dann von meinem Kindheitsfreund Lukas in die Jugendstunde eingeladen worden. Zwei lange Jahre später wusste ich, dass ich Jesus nachfolgen will und bereit für meine Taufe bin.
Eigentlich wollte ich nie irgendetwas mit Griechenland zu tun haben. Das hat sich 2018 in Uruguay geändert. Ich war als Mitarbeiter bei einem Jugendcamp dabei und wurde wie alle anderen von dem Leiter gebeten, eine Weltkarte aufzumalen. Wir sollten einzeichnen, wo unsere Vorfahren herkommen. Als ich das tat, wusste ich von Gott, dass ich in Griechenland aktiv werden soll.
Samy, mein Pastor, und andere aus unserer Gegend werden mit mir regelmäßig hingehen.
Was wollt ihr sehen?
Als ich Kind war, kannte ich Jesus nur von den Ikonen, auf denen er am Kreuz hing. Eigentlich gab es auch gar keinen Unterschied zwischen einem Bild von ihm und allen anderen Ikonen, die an den Wänden unserer Wohnung hingen. Es war eine riesige Entdeckung für mich, dass es heute noch möglich ist, Jesus zu erleben, mit ihm zu reden und mit ihm eine lebendige Beziehung zu haben. Ich wünsche mir für viele Menschen in Griechenland, dass Jesus in ihrem Leben relevant wird und sie selbst erleben, was er ihnen bringt.
Wir haben uns entschieden, in Griechenland unter Studenten anzufangen und hoffen, dass wir dann mit ihnen in ihre Herkunftsstädte und –dörfer gehen können. In Thessaloniki werden wir tagsüber an einer der 5 Universitäten sein und die Leute dann hoffentlich in der Nacht in Ladadika, dem Partyviertel direkt am Thermaischen Golf, wiedertreffen.
Wie kam es zu dieser Idee?
Drei Sommer lang war Samy mit einer christlichen Organisation in Griechenland. Sie sind in Dörfern von Tür zu Tür gegangen, um Menschen Bibeln in Neugriechisch zu schenken. So etwas hatten die Dorfbewohner noch nie in der Hand gehalten. In einem Dorf hat er erlebt, wie eine Frau hinter ihnen von Tür zu Tür gegangen ist, die Bibeln wieder eingesammelt und ihnen hinterhergeworfen hat. Alle haben sie wieder abgegeben, weil der gesellschaftliche Druck so groß war. In anderen Dörfern wurden die orthodoxen Papas (Priester) gerufen, alle Bibeln auf einen Haufen gelegt und öffentlich verbrannt.
Für Samy war klar, dass er zuerst nach Thessaloniki und in andere kulturelle Zentren gehen will. Griechen, die dort zum Glauben kommen, können selbst zu ihren Verwandten aufs Land gehen. Wenn Jesus einfach von Familie zu Familie weitergegeben wird, ist er keine fremde Religion mehr.
Mich, Sava, bewegt noch etwas anderes. Ich vermisse die griechische Kultur: Pareia. Einfach nur mit Menschen zusammen sein, einen Kaffee trinken, kein Zeitdruck. Gleichzeitig werde ich inzwischen regelrecht zornig, wenn ich die Ikonen und Statuen sehe, weil sie Jesus vor mir versteckt haben.
Für die anderen, die uns begleiten werden, ist Griechenland eher ein nächster Schritt in ihrer Jüngerschaft.
Mit welchen Herausforderungen rechnet ihr?
Wahrscheinlich kommen wir sechzehn Jahre zu spät. Als Otto Rehagel, Rehakles, die griechische Nationalmannschaft als Trainer zum Gewinn der Europameisterschaft geführt hat, waren wir Deutschen echt beliebt. Das hat sich seitdem dramatisch geändert. Für einige aus unserem Team wird es nicht leicht sein, mit so viel Ablehnung umzugehen.
Keiner von uns ist bisher an griechische Universitäten gegangen und hat versucht, dort die Studenten auf Jesus anzusprechen. Wir werden herausfinden müssen, welche Gedankengebäude sie blockieren und wie wir Jesus ohne Kirche erklären können.
Was werdet ihr tun?
Wir wollen 4 Mal im Jahr nach Thessaloniki gehen. Das erste Mal wird vermutlich im Oktober sein. Bis dahin werden wir als Team zusammen beten und uns mit den Besonderheiten der griechischen Kultur beschäftigen. Ich, Sava, will mein Griechisch verbessern.