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Leinenlos

Wer seid ihr?

Wir sind Sebastian und Yvonne Banzhaf. Nathanael und Samuel sind unsere beiden Söhne. Ich, Sebastian, habe über meine krassen Jahre sogar ein Buch geschrieben: „One Way. Die Geschichte eines verlorenen Sohnes.“ Yvonne erzählt euch ihre Geschichte lieber persönlich. Mit uns beiden fing alles an. Genauer gesagt mit „Bär“. „Bär“ hat auf der Straße gelebt, war aus Überzeugung Punk und heroinabhängig. Es muss Gott gewesen sein, der „Bär“ in unser Leben gebracht hat. Ohne ihn hätten wir wahrscheinlich nie unsere Liebe für Obdachlose und Suchtkranke entdeckt. Mittlerweile stemmen wir mit unseren fantastischen Freunden und Familienangehörigen das „Kältemobil“ und die „Kornkammer“. Straßengottesdienste und Besuche in der Psychiatrie -wir lernen ständig dazu.

Was wollt ihr sehen?

In den nächsten Jahren wollen wir in jedem Bundesland mindestens eine vergleichbare Arbeit anfangen. Obdachlose und Suchtkranke sollen überall die Chance haben, Gott kennen zu lernen und zu ihm zurück zu kommen. Es ist unser Traum, dass sie in 20 Jahren komplett überwältigt zurückblicken können.

Wir wollen aber auch allen, die ein Herz für Obdachlose und Suchtkranke haben, die Möglichkeit geben, mit ihrer Familie kleine Schritte in ihrer Umgebung zu gehen.
Bis Ende 2022 wollen wir in mindestens vier weiteren Bundesländern sich selbst tragende Standorte anfangen.

Wie kam es zu dieser Idee?

Wir haben euch ja schon von „Bär“ erzählt. Mit ihm ging alles los. Außer Gebet und meiner, Sebastians, eigener Drogenerfahrung hatten wir sonst nichts.

Inzwischen haben wir die ersten Leute im Neckar getauft und leben zurzeit als Familie mit 5 Männern, die mit dem Entzug fertig sind, im Odenwald zusammen. Es ist unglaublich, die Veränderung in ihrem Leben zu sehen. Neulich hat das sogar die psychologische Gerichtsgutachterin bestätigt: „Offensichtlich hat ein Jahr in ihrer WG das Leben von V. mehr verändert als 27 Jahre staatliche Maßnahmen.“

Wir haben „Leinenlos e.V.“ gegründet.

Die Erfahrungen der letzten Jahre und das Interesse anderer, eine ähnliche Arbeit anzufangen, hat uns die Sicherheit gegeben, uns mutige Ziele zu stecken. Auch wenn Yvonne noch nicht weiß, wie das zu schaffen ist.

Mit welchen Herausforderungen rechnet ihr?

Wir arbeiten mit Menschen, denen es unglaublich schwer fällt, sich zu öffnen. Ihr Vertrauen ist oft missbraucht worden und sie haben oft das Vertrauen anderer missbraucht. Wir wissen, dass unsere Hilfe ausgenutzt werden wird.

Die Leute, die wir trainieren, werden diese Erfahrungen oft noch nicht gemacht haben. Es wird schwer werden, ihnen beim Durchhalten zu helfen. Besonders wenn nach Entzug und Taufe die jahrelangen selbstzerstörerischen Routinen durch gesunde ersetzt werden müssen.

Zurzeit verdienen Yvonne und ich noch dazu, weil das Geld nicht reicht. Wir werden bedeutend mehr Zeit für die Menschen im Haus, die Projekte im Land und das Training möglicher Mitarbeiter benötigen.

Was werdet ihr tun?

Wir haben bereits angefangen und begleiten in Landshut eine Hausgemeinde, in der Teammitglieder sind, die inzwischen keine Drogen mehr brauchen.
Auch Flo und sein Team in Darmstadt haben wir angefangen zu unterstützen. Sie sind inzwischen drei Mal in der Woche auf der Straße und verteilen Essen.

Aus anderen Städten kommen Leute für ein oder mehrere Wochenenden zu uns, um uns über die Schultern zu schauen und uns zu unterstützen. Wir gehen davon aus, dass ein paar von ihnen in ihren Städten selbst anfangen werden.

Durch meine, Sebastians, Bücher und Interviews, wie zum Beispiel beim ERF, hoffen wir, dass mehr Menschen auftauchen werden, um sich trainieren zu lassen.
Wir sind bereit.

veröffentlicht im Mai 2020