Wer seid ihr?
Meine Frau Esther und ich, Stefan Armer, sind vor 20 Jahren in ein kleines Dorf neben Siret gezogen. Siret ist eine 10000 Einwohner große Stadt im Nordosten Rumäniens, direkt an der Grenze zur Ukraine.
Unser Markenzeichen war ein kreatives offenes Haus mit großem Garten. Bekannt waren wir als die Deutschen, die ihr Leben gern mit anderen teilen. Erst vor zwei Wochen hat mir Emi erzählt, dass er in seinen Teenagerjahren in unserem Haus erwachsen geworden ist und Gott kennengelernt hat. Flavius, Adriana, Paula, Costel, Timmi, Robert, Simona und viele andere sind über die Jahre bei uns ein- und ausgegangen.
Esther, ich und einige der Jugendlichen brennen für Jüngerschaft, wie sie Jesus vorgelebt hat.
Was wollt ihr sehen?
Durch die Erfahrung mit den Jugendlichen in unserem Garten haben wir verstanden, dass Jugendarbeit viel weiter gehen muss, als wir bis dahin gedacht hatten. Was passiert mit ihnen, wenn sie zum Studium weggehen? Was, wenn sie heiraten? Was, wenn die lokalen christlichen Gemeinden gar kein Interesse daran haben, dass die Jugendlichen zum Jünger gemacht werden und später selbst Gemeinden gründen?
Wir wollen sehen, dass Jugendliche zu Weltveränderern werden und ihnen helfen, in den nächsten zwei Jahren mindestens drei neue Projekte anzufangen.
Gleichzeitig ist unsere Arbeit Teil eines Jungscharnetzwerks in Rumänien. Ich hoffe, dass wir in diesem Netzwerk prägen können, wie Kinder- und Jugendarbeit neu gedacht und umgesetzt werden kann.
Wie kam es zu dieser Idee?
In den unzähligen Gesprächen mit den Jugendlichen. Und beim Beobachten, wie wenig sie auf die Welt vorbereitet sind. Gleichzeitig ist es begeisternd, wenn 14-jährige davon erzählen, wie sie mit ihren jüngeren Geschwistern Bibel lesen. Wenn einer, der mit uns ständig zusammen war, heute eine eigene Arbeit in einer anderen Stadt leitet. Und natürlich beim Beten.
Mit welchen Herausforderungen rechnet ihr?
Seit Herbst 2019 leben wir wieder in Deutschland. Jeden Monat reise ich nach Rumänien, um die Jugendlichen, die früher in unserem Garten waren, zu treffen, aber auch um andere Leiter zu trainieren, die bereits mit uns unterwegs sind. Die Reisen sind schon anstrengend.
Weil die Leiter bereits Projekte in unterschiedlichen Teilen Rumäniens angefangen haben und ich nicht alle auf den Reisen besuchen kann, trainiere ich inzwischen viele online. Das ist eine gewaltige Umstellung.
Die größte Herausforderung im Jungscharnetzwerk wird es sein, ein Verständnis zu etablieren, wie „1 zu 1 – Jüngerschaft“ aussehen kann. Es wird nicht leicht, programmorientierte Angebote so zu verändern, dass Ältere Jüngere im Alltag begleiten und Leben teilen.
Was werdet ihr tun?
Leider mussten wir alle Sommercamps absagen. Ich kann kaum warten, endlich wieder selbst in Rumänien zu sein. Das Auto steht gepackt vor der Tür. Bis dahin bin ich mit allen im Kontakt.